Deutsche Verbraucher trinken gern stilles Wasser. Das liegt an der allgemeinen Zunahme des Lärms. Kettensägen, Freischneider, Rasenmäher, Laubbläser, Vertikutierer, Tischkreissägen, Häcksler und Heckenscheren lassen den Geräuschpegel selbst in ruhigen Wohn- gegenden beständig ansteigen. An erholsamen Schlaf ist aber auch nicht zu denken, weil die Vögel ab vier Uhr herumschreien. Ihre Stimmen mussten notgedrungen lauter werden, um den Gartengerätelärm zu übertönen. Kein Wunder, dass die Deutschen Wasser bevorzugen, das ausnahmsweise mal die Klappe hält.
Aber warum ist stilles Wasser eigentlich so verhältnismäßig teuer? Das liegt an der aufwendigen Herstellung. Was viele nicht wissen, stilles Wasser kommt in der Natur eigentlich nicht vor. Meere rauschen, Seen plätschern, Bäche murmeln und auch die Mineralwasserhersteller füllen immer zuerst lautstark sprudelndes Wasser in ihre Flaschen. Das muss anschließend von Hand so lange geschüttelt werden, bis keine Kohlensäure mehr drin ist. Erst dann hat man stilles Wasser, und das ist die Erklärung für den hohen Preis.
naar: Die Welt, 29.06.2020
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